Gebirge und Felsen gibt es in Norddeutschland nicht. Aber wir finden überall Feldsteine und manchmal Findlinge. Findlinge sind sehr große Steine. Die meisten norddeutschen Feldsteine und Findlinge haben für uns ein unvorstellbares Alter: über eine Milliarde Jahre. Es sind die ältesten Steine Deutschlands. Auch hier auf dem Schäferhof gibt es solche alten Steine. Die Feldsteine und auch die Findlinge stammen ursprünglich aus Skandinavien und vom Grund der Ostsee. Diese Steine sind in der Eiszeit zu uns gekommen. Wir leben jetzt in der Nacheiszeit. In der Eiszeit waren Skandinavien und die heutige Ostsee ganz von Eis zugedeckt. Diese Eisdecke war sehr hoch. Das Eis wanderte Richtung Süden. Es wanderte also dahin, wo wir heute leben. Das Eis war wie ein Hobel. Es riss viele Steine vom Grund ab. Diese Steine wanderten im Eis und mit dem Eis über viele, viele Kilometer. Das Klima änderte sich, es wurde wärmer. Wenn das Eis schmolz, blieben die Steine liegen. Die so vom Eis mitgenommenen Steine und Findlinge heißen Geschiebe. Die Steine waren früher sehr wertvoll. Man baute in der Steinzeit aus Findlingen große Gräber für die Toten. Man baute später Kirchen aus Feldsteinen. Man baute auch Straßen aus Feldsteinen. Das waren Pflasterstraßen. Die Bauern machten aus Steinen ein Hofpflaster. So ein Pflaster heißt Kopfsteinpflaster. Die Steine sind mindestens so groß wie ein Katzenkopf. Damit wurde der Hof befestigt. Auf dem Schäferhof findet sich solch ein Pflaster. Große Findlinge hat man auseinandergeschlagen und viele kleine Stücke gemacht. Damit wurden dann viele, viele Straßen gepflastert.
Wie sind die Steine entstanden?
Einige Steine sind aus ehemaligen Vulkanen entstanden und heißen Vulkanite. Andere Steine sind aus sehr heißer flüssiger Masse ganz tief in der Erde entstanden. Diese Steine heißen Plutonite. Wieder andere Steine sind aus Meeresablagerungen entstanden. Andere Steine sind aus dem Schutt abgetragener Gebirge entstanden. Sie heißen Sedimentgesteine. Auf unseren Feldern, an Stränden und in Kiesgruben kommen viele unterschiedliche Steinarten vor. Auf dem Schäferhof gibt es eine Sammlung mit 22 verschiedenen Steinen. Alle sind mit dem Eis in der Eiszeit zu uns gekommen. Das Eis hat den Stein an einer bestimmten Stelle in Skandinavien abgerissen. Diese Stelle kann man heute finden. Dort sind Steine, die sehen genauso aus wie der zu uns gebrachte Stein.
Der hier hergestellte Weg besteht komplett aus Steinen vom Schäferhof. Ursprünglich kamen diese Steine aus Skandinavien. Vor vielen Tausenden von Jahren kamen diese Steine mit dem Eis auf das Schäferhof-Gelände. Denn als die Steine hierher kamen, gab es den Schäferhof als Betrieb noch gar nicht.
Die meisten der norddeutschen Feldsteine und Findlinge haben für uns unvorstellbare Gesteinsalter von über einer Milliarde Jahren. Unter ihnen finden sich die ältesten Gesteine, die überhaupt in Deutschland vorkommen, auch hier am Schäferhof. Einige sind noch älter als der Granit des gut 1,7 Millarden Jahre alten "Alten Schweden" in Hamburg-Övelgönne. Die Entstehung der Granite und Gneise und der meisten anderen Gesteine, aus denen unsere Feldsteine bestehen, fand nicht nur tief in der Vergangenheit statt, sondern auch 500 bis 1000 km nördlich von uns. Die Steine stammen aus Skandinavien, aus Finnland und vom Grund der Ostsee. Nur die Feuersteine sind mit ca. 80 Millionen Jahren recht jung. Sie stammen ganz überwiegend aus dem Gebiet der südlichen Ostsee und aus Süddänemark. Alle diese Feldsteine und Findlinge sind im gletscherartig fließenden Inlandeis der Eiszeit aus dem Norden und Nordosten nach Norddeutschland getragen worden. Dies geschah erstmals vor ca. 400.000 Jahren. Die meisten der in Südholstein an der Oberfläche liegenden Steine kamen vor 140.000 bis 130.000 Jahren hierher. Der bisher letzte Eisvorstoß vor rund 20.000 Jahren schaffte es im Hamburger Umland nur noch bis nach Stormarn und in die Hamburger Walddörfer. Vom Eis transportierte Steine und Findlinge werden als Geschiebe bezeichnet.
Baumaterial und Werkstoff seit vorgeschichtlicher Zeit
Im Norddeutschen Tiefland fehlen zusammenhängende Felsvorkommen. Sie liegen unerreichbar in Tiefen von mehreren Kilometern. Deshalb wurden bis in die jüngste Zeit Findlinge und große Feldsteine als Bausteine verwendet. Vor dem Aufkommen der Metallverarbeitung war Stein neben vergänglichem Holz und Knochen auch wichtiges Material zur Werkzeugherstellung. In der Landschaft wurden nicht nur Wälder, sondern auch Steine gerodet. Weil Steine nicht nachwachsen können, ist die Landschaft unwiederbringlich verarmt. Ein kleiner Ausgleich sind die neu entstandenen Findlingsgärten wie z. B. im Kreis Pinneberg der an der Liether Kalkgrube in Klein-Nordende bei Elmshorn.
Gesteinsarten und Entstehung
Auf Feldern, an Stränden und in Kiesgruben kommen bei uns fast alle wichtigen Gesteinsgruppen vor. Schon an einem einzigen Vorkommen kann man eine umfangreiche Gesteinssammlung zusammenstellen. Manche Gesteine verdanken ihre Entstehung namenlosen, ehemaligen Vulkanen (Vulkanite) oder schmelzflüssigem, heißem Magma in der Tiefe (Plutonite). Andere sind aus Meeresablagerungen entstanden oder aus dem Schutt längst abgetragener Gebirge (Sedimentgesteine). Viele der bei uns vorkommenden Gesteine sind durch Druck, Bewegung und Hitze in großer Tiefe aus ursprünglich anderen Gesteinen durch deren Umwandlung gebildet worden, ohne dabei aufzuschmelzen (Metamorphe Gesteine). Geologen können aus Gesteinen fast wie aus Büchern lesen. Mit speziellen Mikroskopen kann man spannende Einzelheiten erkennen. Ausgestorbene Tiere können uns als Fossilien begegnen.
Zeitreise mit Steinen
Die Gesteine der norddeutschen Feldsteine entstanden im Laufe der "zweiten Halbzeit" der Erdgeschichte. Von den gut 4,5 Milliarden Jahren, die die Erde inzwischen existiert, sind durch die unter dieser Tafel angeordneten Steine fast zwei Milliarden Jahre repräsentiert. Die ältesten Findlingsgesteine stammen aus Zeiten, als die Erde noch ein kahler Planet ohne höher organisierte Leben formen war. Unsere ältesten Geschiebe bestehen aus metamorphen Gesteinen, die vor über 1, 8 Milliarden Jahren bei der Entstehung eines längst vergangenen Gebirges bei hoher Temperatur in der Tiefe regelrecht "durchgeglüht" wurden. Aus ca. 1,9 Milliarden Jahre altem Sand und Ton vom Boden eines vergangenen Ozeans entstand hierbei Gneis, der aufgeschmolzene Anteile enthält. Vor 1 Milliarde Jahren kollidierten zwei Kontinente und schoben sich übereinander. Durch den hiermit verbundenen besonders hohen Druck entstanden seltene Gesteine. Eine Besonderheit des Norddeutschen Tieflands und Dänemarks sind versteinerte Seeigel aus der Kreidezeit. Sie können grundsätzlich auf jedem nicht steinfreien Acker in der Geest vorkommen oder entsprechend in Steinhaufen an Feldrändern. Im Volksglauben spielten sie regional eine Rolle als Schutz gegen Blitzschlag. Sie stammen aus der Kreide, die besonders im südlichen Ostseegebiet großflächig den Untergrund direkt unter den eiszeitlichen Ablagerungen bildet. Die Alter liegen um 80 Millionen Jahre.
Begehbare Erdgeschichte
Eine große Menge von Feldsteinen und auch Findlingen sind vor dem Aufkommen von Betonsteinen und Asphaltdecken zu Pflastersteinen für Landstraßen und Gehöfte verwendet worden. Auf dem Feld störten die Steine, auf dem Hof und der Straße waren sie hingegen nützlich, weil sie das Befahren auch bei Matschwetter ermöglichten. Steine, die längere Zeit eingepflastert waren, sind an der Oberseite durch die ständige Einwirkung von Wagenreifen, Hufeisen und Schuhsolen blank geschliffen. Besonders bei Nässe bieten sie ein buntes Bild. Sie sind begehbare Gesteinssammlungen, so auch die hier neu verlegten Steine, die eine lange Nutzung als Pflastersteine erkennen lassen. Einige Gesteinsbeispiele sind hervorgehoben und auf dieser Tafel erläutert. Feldsteinpflaster sind gleichermaßen Kultur und Naturdenkmäler. Sie sollten nicht überteert oder achtlos entsorgt werden. Als Kulturdenkmäler zeugen sie von dem Bemühen um erste feste Straßen und Wirtschaftsflächen ebenso wie von der Steinrodung auf den Feldern. Als Naturdenkmäler bilden sie den Gesteinsbestand unter den ursprünglich regional an der Oberfläche vorkommenden Feldsteinen ab. Ein Teil der Steine lässt sich gewöhnlich ihren jeweiligen Herkunftsvorkommen zuordnen. Das hier wiederhergestellte Pflaster aus Originalmaterial vom Schäferhofgelände besteht überwiegend aus südostschwedischen Gesteinen, vor allem aus Ostsmåland. Hierdurch bildet es einen eiszeitlichen Eistransport über Südostschweden und entlang der schwedischen Ostküste nach Südholstein ab. Der breite Herkunftskorridor schließt die zu Finnland gehörenden Ålandinseln und Bornholm ein. Die meisten Steine fanden ihren Weg in den (damals noch nicht existierenden) Kreis Pinneberg während der Saale-Kaltzeit vor ca. 130.000 bis 140.000 Jahren.
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